Für eine Handvoll Stühle

Die Rialto Lichtspiele nehmen Abschied für immer

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Stühle mit Vergangenheit, Foto: Dirk Rexer

Tief dunkel und düster hängen die Wolken über dem Reiherstiegviertel in Hamburg Wilhelmsburg an jenem 20. November 2016. Fast so, als wenn sie ihre Trauerbekundung damit ausdrücken wollten. Denn an diesem Sonntag fand die letzte öffentliche Veranstaltung in den Rialto Lichtspielen statt. Es wurden Relikte der über 100 Jahre alten Wilhelmsburger Kinokultur verlost. Hier in erster Linie die alten Kord-Samt-Stühle des Kinos im Rahmen der 338. Veranstaltung seit der Reaktivierung 2013.

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Viele Freunde und Kinoliebhaber hatten sich eingefunden, um ein „letztes Stück Rialto“ mit nach Hause zu nehmen. Organisator und Vorbesitzer des Rialto, Stephan Reifenrath, hatte zu dieser letzten Veranstaltung eingeladen, um dem Lichtspielhaus seine letzte Ehre zu erweisen. Als 2013 das Rialto wiedereröffnet wurde, war die Triebfeder vor allem der Zauber, diese „alte Dame“, wie Stefan Reifenrath sie liebevoll nennt, für einige Momente mit Licht und Leben zu erwecken. Ein Stück Kultur, das über Generationen vielen Wilhelmsburgern schöne Momente schenkte.

Blick ins Foyer, Foto: Dirk Rexer

Verstaubt und verlassen – das erste und vorerst letzte Filmtheater in Wilhelmsburg

Dabei hatten die Rialto Lichtspiele schon bessere Zeiten erlebt als in ihrem Ableben 1987, denn in diesen letzten Jahren wurden fast nur noch B-Movies gespielt.
Begonnen hatte alles, als das Haus 1909 als Reiher Theater erbaut wurde. Ab 1913 wurde es zum Lichtspielhaus und ab 1921 war es dauerhafte Spielstätte für Stummfilme.
1956 war es eines der ersten Hamburger Kinos, die auf Breitbildformat umstellten – damals revolutionär. Verstummt und in den Tiefschlaf gesunken ist es dann Ende der 80er Jahre, als das Interesse am Kino nachließ und viele Lichtspielhäuser mangels Zuschauer ihre Türen schließen mussten.
Verlassen und abgeschlossen, ohne dass es je ausgeräumt wurde, trieb es in die Ungewissheit. So blieben z.B. die alten Philips Filmprojektoren samt Filmrollen und Schaudias an ihrem Platz und moderten vor sich hin.

Aus dem Schlaf gerissen

Es war ein besonderer Moment, als 2013 das Kino aus seinem 26-jährigem Tiefschlaf gerissen wurde. Und das nur für eine Spielsaison!
Es war eine verrückte Idee, für nur 180 Tage mit einer bunten Mischung aus Konzerten, Vorlesungen und ausgesuchtem Kinoprogramm das Rialto wiederzubeleben.
Von der Renovierung der verfallenen Räumlichkeiten, vom Dach mal ganz abgesehen, wurde viel Arbeit und Herzblut in das Projekt gesteckt. Die Spuren der Vergangenheit brachten auch Kurioses an den Tag, wie zum Beispiel den versteckten Stuck unter der heruntergezogenen Decke im Foyer.
Trotz vieler Sponsoren, Helfer und Unterstützer vor Ort hatte das Rialto leider keinen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.
Fast 125.000 Euro waren durch Spenden zusammen gekommen. Auflagen von der Baubehörde und weitere notwendige Sanierungsmaßnahmen erschwerten zusätzlich eine Weiterführung.

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Kassenhäuschen, Foto: Dirk Rexer

An diesem Sonntag im November konnte man in dem düsteren Kinosaal viele bedrückte und nachdenkliche Gesichter sehen. Aber man sah auch Lächeln und stolze Gesten derer, die einige von den über 140 Stühlen per Los ihr Eigen nennen konnten. Alle nahmen Abschied von einem Stück Wilhelmsburg, und das taten sie in würdevoller Form.Die Erlöse aus dem Losverkauf wurden dem Kinderkino in der Honigfabrik und den Insel-Lichtspielen gespendet. Vielleicht war es ein Zeichen, am Ende dieses Nachmittags einen Schnipsel des Films „Verdammt in alle Ewigkeit“ gefunden zu haben. Denn es ist „verdammt“ schade um ein weiteres verlorenes Stück Hamburger Kinokultur. Adieu Rialto!

Letztes Probesitzen, Foto: Dirk Rexer

In Zukunft ein Ort der Begegnung

Das Rialto wird zum Wohnprojekt. Auf dem Grundstück im Reiherstiegviertel (Vogelhüttendeich, Ecke Mokrystraße) ist nach dem Kauf durch Konrad Grevenkamp ein neues Wohnprojekt entstanden. Die Sanierung des Eckhauses begann 2015. Im März 2017 wird dann die Kinozeile abgerissen und durch einen Neubau mit Wohnungen ersetzt – so erweitert sich das GoMokry.
Die Projektidee: Ein Haus kaufen, sanieren und für den Stadtteil Wilhelmsburg öffnen. Wie die Gruppe es geschafft hat, alle Interessenskonflikte zu überwinden und ob alle Ziele erreicht wurden, erzählt uns einer der Bewohner, Lasse Dallmann.

https://www.youtube.com/watch?v=zu6whUJgsX4&index=7&list=PL3k-vp8y4t2t4P_LeUi9Vd65DWbkWDGsd

„Viele WilhelmsburgerInnen verbinden viel mit dieser Ecke und sind sehr interessiert daran, was hier nun passiert“, sagt Martina Helmke von der Initiative „Projekt Rialto“, die sich als Gruppe für das Wohnen im Rialto-Neubau bewirbt. Viele Anwohner stimmt es traurig, dass auf dem Grundstück lange Zeit nichts passiert sei. Die Initiative will nun den Dialog mit den Menschen aus dem Stadtteil suchen und auch kritische Perspektiven diskutieren. Auf den öffentlichen Flächen im Erdgeschoss, dort wo das Rialto-Kino flimmerte, soll ein Raum für den ganzem Stadtteil entstehen. Vielleicht wird dieser dann auch für Filmabende genutzt, an einem Ort mit kultureller Vergangenheit.

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Foto: Dirk Rexer

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Foto: Dirk Rexer

Oberhafenkantine@dirk-rexer

Die schrägste Kantine Hamburgs

Ein wenig ab vom Schuss im Oberhafen steht seit 1925 wohl Hamburgs kleinste Kantine  (3×7,5m). Mit 8,7 Grad Neigung trotzte sie allen Fluten und auch die Bombennächte im 2. Weltkrieg überlebte sie. Der Preis ist nun die leichte Schieflage.
„Kaffeeklappe“ nennt der Hamburger diese Art von kulinarisch-hausmannskostartiger Restauration. Sie ist heute eine der letzten noch existenten ihrer Art im Hafen. Dieser norddeutsche Klinkerexpressionismusbau wurde von Herrmann Sparr gebaut und betrieben. Hier konnten sich die Hafenarbeiter mit Kaffee und Mettwurststullen für ihr Tageswerk stärken.
Oberhafenkantine@dirk-rexer1925 entstand auch das berühmte Chilehaus in der Altstadt. Die Millionen von Ziegelsteinen für diese Baustelle wurden damals mit Lastkähnen über den Oberhafen angeliefert. Es gibt das Gerücht, dass einige davon in Sparrs neuer Kantine Verwendung fanden.
Sparrs Tochter Anita Haendel betrieb noch bis zu ihrem Tod 1997 die Oberhafenkantine als Wirtin. Dann gab`s einen Leerstand und 2005 eine Reaktivierung durch Tim Mälzer. Das denkmalgeschütze Haus ist heute für viele Besucher ein Geheimtip.

Die Poesie des Abrisses

wie sich Hamburg entkernt und neu erfindet

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Stadthöfe Hamburg mit Stützkorsett@HamburgErfahren

Hamburg hat viele Superlative zu bieten, ob als Wirtschaftsmetropole, Touristenmagnet, Shoppingparadies oder Kulturstadt. Die Hansestadt besitzt nach Manhattan die größte Binneninsel weltweit, hat nach N.Y.C. die meisten Brücken, sie hat den größten Parkfriedhof in Ohlsdorf, gilt als literarische Erbin des Currywurstkultes, ist Lieblingshafen eines königlichen Kreuzfahrtschiffes, besitzt mit der HafenCity die größe Baustelle Europas und nennt seit kurzem mit der Speicherstadt ein Weltkulturerbe ihr Eigen. Aber wie sieht es mit dem Architekturerbe Hamburgs aus?

Einige böse Zungen sehen das sehr kritisch und sprechen von der „Freien und Abrisstadt Hamburg”, wie es einst der Direktor der Kunsthalle, Alfred Lichtwark, umschrieb.

Doch werfen wir mal einen Blick hinter die Fassaden: auch hier wird fleißig gewerkelt und es entsteht Gewaltiges, besonders im Zentrum.

Eines der ehrgeizigsten Entkernungs-Projekte sind die Stadthöfe. Auf dem ehemaligen Terrain der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt entsteht ein neues Quartier mit Einzelhandel, Büros, Luxuswohnungen, Gastronomie und einem Hotel.

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Stadthausbrücke/Neuer Wall. Ein Blick zurück in die Zukunft@Parallelräume

Passen Entkernung und Denkmalschutz unter einen Hut?

Etwa ein Zehntel der bedeutenden historischen Hamburger Bauten ist denkmalgeschützt. Für den Rest wird es zunehmend bedrohlich. Besonders in der City diktieren Argumente der Wirtschaftlichkeit das bauliche Geschehen. Die neue Bauordnung erleichtert der Abrissbirne das Leben.

 

Bleibt die Kernfrage, warum wird entkernt?

Es geht um Wirtschaftlichkeit, Energetik und Profit. Die Sanierung alter Substanz ist in den meisten Fällen kostenaufwändig und Investorenbedingt. Auch nicht gewünscht, nachdem besonders der Innenstadtbereich zu einer Immobiliengoldgrube geworden ist.

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Der Alte Wall wird zum Einkaufsboulevard. Entkernung des ehemaligen Vereins u. Westbank Gebäudes

Warum gibt es Denkmäler, die für Einige eine architektonische Beleidigung darstellen?

Das ist natürlich Ansichtssache und laut Denkmalschutzamt soll ein denkmalgeschützes Gebäude jeweils für seine Epoche stehen. Bestes Beispiel dafür ist das ehemalige Unileverhaus an der Caffamacherreihe in der Neustadt. Ein Bürokomplex, der in den 60er Jahren entstand und gleichzeitig ein ganzes Wohnquartier verschwinden ließ. Der Gewerbemonolith aus Glas und Beton wird zum Zeitzeugen des Baubooms des nachkrieglichen Hamburg.

 

Wird sich die Stadt in Zukunft neu erfinden und die hanseatische Seele verkaufen?

Kontrovers gesehen wird vieles „anders“ bleiben. Hamburg wird viele ältere Strukturen auch zukünftig verlieren, aber ein Beispiel aus der Gegenwart ist einen kleiner Hoffnungsschimmer. In Eimsbüttel entstand 2014 ein Passivhaus-Neubau im Gründerzeitstil. Energieeffizient, umweltfreundlich und wirtschaftlich. Somit könnte auch zukünftig die Hamburger Architekturseele erhalten bleiben.

 

Quo Vadis Hamburg?

Hamburg wird auch in Zukunft eine Stadt der Superlative sein. Ehrgeizige Bauprojekte werden zwar einiges an alter Substanz verdrängen, aber dafür entsteht etwas Neues. Metropolen dürfen das und Hamburg nennt sich ja nicht von ungefähr das „Tor zur Welt“.

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Architekturkontraste

Dieser Artikel ist ein Beitrag zum Thema „Immobilien“ im Rahmen der Blogparade, initiiert von den Hamburg Bloggern und der Firma Hausmann.

 

Bock auf Bismarck

oder warum ein Steinbock das Haupt des „Eisernen Kanzlers“ zum 200. Geburtstag schmückt

Er war ein großer Staatsmann und zog neue Grenzen binnen eines Jahrzehnts in Europa. Nach seinem Namen wurden neben einem Fisch auch Mineralwasser und Hochprozentiges vermarktet. Wir haben ihm unser Sozialversicherungssystem zu verdanken. Sein Name ist nicht nur untrennbar mit der preußischen Geschichte verbunden, sondern steht auch für einen deutschen Traum. Seit 1906 thront der Kanzler als größtes Monument im Elbpark. Nun wurde dieser deutschen „Ikone“ ein etwas eigenwilliger Kopfschmuck verpasst.

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Der Fürst trägt statt Pickelhaube nun einen Bock auf dem Haupt Foto: HamburgErfahren

Im Rahmen des Hamburger Architektursommers hat das Wiener Künstler-Trio Steinbrenner/Dempf & Huber mit ihrem Projekt „Capricorn two“ im wahrsten Sinne des Wortes Bismarck gehörnt. Da kann es schon zu irritierten Blicken von Betrachtern kommen und das just zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks, mit etwas Ironie versteht sich.

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Foto: HamburgErfahren

Konzert für eine Kastanie

Ein Garten mit Geschichte in der Hamburger Neustadt

Wenn man den Hinterhof am Dragonerstall in der Neustadt betritt, beflügelt einem trotz der urbanen Lage der Gedanke an Idylle. Wahrlich ist dieser Ort vor 200 Jahren ein Ort der Erholung, Erbauung und kultureller Veranstaltungen gewesen. Der Kastanienbaum ist der einzige Zeuge der vergangenen Zeit.

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Auf über 200 Jahre wird dieser Kastanienbaum geschätzt. Foto: HamburgErfahren

Das alles begann durch einen glücklichen Umstand, welcher den Rittmeister und Schlachter Johann Joachim Hanfft um ein großzügiges Grundstück reicher machte: für seine Verdienste im Kampf gegen die französischen Besatzer, wurde er vom Hamburger Senat mit 8000 qm Land belohnt inklusive des darauf befindlichen Kastanienbaums. Ab 1815 baute er dort ein Haus für die Gesellschaft „Erholung“.

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Der Garten „Eden“ am Dragonerstall/nördliche Neustadt. Foto: HamburgErfahren

Dieser Ort sollte vor allem gestressten Familienvätern einen seelischen Ausgleich bieten. Im Garten fanden zweimal wöchentlich Konzerte des Hamburger Stadttheaters statt. Beim Rauschen der Kastanienblätter und wohlklingenden Symphonien konnte man auch gut mal die Seele baumeln lassen. Leider ging es nach dem Tod von Herrn Hanfft im Jahr 1827 bergab mit dem „Erholungsort“. Das Grundstück wurde verpachtet und 1884 beim Bau der Kaiser-Wilhelm-Straße um ein nicht unerhebliches Stück verkleinert. Geblieben ist die Kastanie und die Sinfonie, die der Wind durch ihre Blätter erklingen lässt.

 

Hamburgs neue Schöne –
die Kaisergalerie

Eine schlummernde Kaiserin wurde wach geküsst.

Sie ist wie aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Hamburgs neue prachtvolle Einkaufspassage an den Großen Bleichen – die Kaisergalerie. Ursprünglich als Kontorhaus 1907-1909 erbaut war hier über 80 Jahre unter anderem das Ohnsorg-Theater beheimatet. Die Detailpracht des Gebäudes blieb aus der Gründerzeit aber versteckt. Als 2011 das Ohnsorg-Theater auszog begann die Revitalisierung.

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Kaiserliches Einkaufen in den Großen Bleichen

In aufwendiger Detailarbeit fand dieses Jugendstil-Juwel wieder zu seiner ursprünglichen Pracht zurück. Unter Aufsicht des Denkmalschutzamtes wurden die baulichen „Originale“ freigelegt und restauriert. Wie die Sandsteinsäulen, die Kaiserkronen und Kassetten-Decken, geziert von spanischen Kronleuchtern. Ein heller Terrazzo-Boden wurde neu verlegt.

So entstand eine neue Einkaufsperle in der Innenstadt. Die Anbindung eines Stegs, der entlang des Bleichenfleets führt, wird die weiteren Einkaufspassagen bis zur Stadthausbrücke zukünftig verbinden.

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Rechts vom Bleichenfleet liegt Hamburgs neues Prunkstück

Machen sie sich selbst einen Eindruck von dieser imposanten, schönen „Neuen“, die Hamburgs Passagenwelt erweitert. Schlendern Sie einfach mal durch, ruhig auch mit einem Blick über die Schaufenster hinweg.

Hollywood in Hamburg

Die Schönheit kommt von Innen:

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Dreharbeiten „Most wanted Man“ im Oktober 2012. Foto: HamburgErfahren

Schon beim Weitblick auf der dem Holstenwall zugewandten Seite des Hochhauses fallen einem diverse heroisierte Bronzestatuen auf, dessen Schöpfert Karl Opfermann ist.

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Hanseatischer Adonis. Foto: HamburgErfahren

Vorallem die Arkaden zum Johannes-Brahms-Platz sind mit keramischen Skulpturen, Reliefs, Ornamenten und Mosaiken geschmückt. Die an der Decke positionierten Wappen erinnern an die dem Deutschen Reich durch den Versailler Vertrag verloren gegangenen Ländereien.
Nicht weniger eindrucksvoll und zeittypisch sind die mit leuchtend roten Fliesen ausgekleidete Eingangshalle und das Treppenhaus, die bei einer Renovierung zwischen 1987 und 1991 ihren ursprünglichen Charakter im Art Deco Stil zurückerhielt,

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Fliesenpracht im Foyer. Foto: HamburgErfahren

Kein Wunder das dieses Haus immer wieder für Filmaufnahmen genutzt wird. Im jüngsten Fall sogar für eine Hollywoodproduktion.
Der Polit-Thriller „A Most wanted Man“  wurde hier 2012 vor und in dem Brahmskontor gedreht.
Für Phillip Seymour Hoffman war es die letzte Arbeit vor seinem Tod im Februar 2014. Weitere Stars wie Willem Defoe, Rachel McAdams,und Robin Wright runden die indirekte Bilderhomage an die Hansestadt ab.
Gedreht wurde zum größten Teil in der Hamburger Neustadt, aber auch auf St. Pauli und im Hafengebiet. Beim Quartiersschlendern durch die Neustadt können Sie  mit HamburgErfahren einige Orte der Dreharbeiten selbst erleben.

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Der heimliche Statuen-Held Anton. Foto: HamburgErfahren

 

Hollywood in Hamburg

Das Brahmskontor in ganz besonderem Licht (Teil 1)

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Foto: HamburgErfahren

Einst war es als das höchste Profan-Gebäude des 20. Jahrhunderts in Hamburg, Schaltzentrale des Krisenstabs während der Sturmflut 1962, Weltwirtschaftsarchiv, Polizeipräsidium und Gewerkschaftshauptsitz bekannt.

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Foto: HamburgErfahren

Das Brahmskontor hat in seiner über 100-jährigen Geschichte nicht nur den Namen mehrfach gewechselt, sondern auch viele Wandlungen erlebt.

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Blick vom Brahmskontor Richtung Hafen, Foto: HamburgErfahren

Angefangen hat alles 1903/1904, als der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband hier ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus errichtete.

Das im Gründerzeitstil gebaute Haus wurde Anfang der 1920er Jahre auf acht Ebenen aufgestockt und erhielt seine jetzige Klinkerfassade. Insgesamt 15 Stockwerke wurden durch eine weitere Aufstockung in den 1930er Jahren erreicht. Durch die angefügten Seitentrakte am Holstenwall und Pilatuspool entstand dieser imposante Komplex. Dabei wollten die Architekten Ferdinand Sckopp und Wilhelm Vortmann ursprünglich noch höher hinaus. Inspiriert von den Wolkenkratzern in Manhattan sollte hier ein „Gigant“ entstehen.

Denk Mal Tag in Hamburg

HamburgErfahren empfiehlt den Tag des offenen Denkmals

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Für alle Interessierten gibt es vom  12.-14.9. einen kostenlosen Blick auf Hamburgs Denkmäler. Machen Sie sich den Spaß und nehmen an den kostenlosen Führungen teil. Der seit Jahren etablierte „Tag des offenen Denkmals“ bietet wieder Einblicke in Gebäude, die sonst öffentlich nicht zugänglich sind. Motto des diesjährigen Denkmaltages ist die Farbe.

Das sehr umfangreiche Programm bietet in allen Stadtteilen sehenswertes an:
http://www.denkmalstiftung.de/index.php?pg=denkmaltag&me1=216&hl=de

Vom Fischerdorf zur zweitgrößten Stadt Dänemarks

Altona feiert 350 Jahre Stadtrechte

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Friedrich III bei der Übergabe der Stadtrechte, Quelle: Altonaer  Museum, Foto: HamburgErfahren@Dirk Rexer

Ursprünglich begann es mythologisch mit der Wortprägung „allzu nah“.
Daraus bildete sich angeblich der Name Altona. Den Hamburger Ratsherren war sehr früh schon bewusst, dass Altona als wirtschaftlicher Konkurrent zu nah an der eigenen Stadtgrenze lag. Jenes Fischerdorf lag auch im Fokus der Dänen während des 30-jährigen Krieges. Nach dem Aussterben der schauenburgischen Linie Holstein-Pinneberg (1640) fiel Altona an das Herzogtum Holstein und damit an den regierenden dänischen König. Am 23.8.1664 wurden Nägel mit Köpfen gemacht und Friedrich III., zugleich Herzog von Holstein, verlieh Altona die Stadtrechte.

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Stadtrechts-Urkunde von 1664, Quelle: Altonaer Museum, Foto: HamburgErfahren@Dirk Rexer

Dies tat der König nicht ohne Grund, denn so schaffte der schlaue Monarch auf diesem Weg für Hamburg eine wirtschaftliche Konkurrenz. Tüchtige Kaufleute und Handwerker wurden durch ihn animiert ins aufstrebende Altona zu kommen. Altona hatte durch das Privileg der Stadtrechte Religions-, Zoll-, Stapel- und Gewerbefreiheit sowie Gerichtshoheit. Dies waren entscheidende Vorteile im Gegensatz zu Hamburg. 1803 war Altona nach Kopenhagen die zweitgrößte Stadt Dänemarks.

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Überbleibsel des 2. Weltkrieges, Foto: HamburgErfahren@Dirk Rexer

Selbst dem verheerende „Schwedenbrand“ von 1713, wo über 60% der Bausubstanz zerstört wurde, konnte Altona trotzen. Eine Stadt mit Geschichte, ob unter Dänen, Schweden oder Preußen und seit 1938 Hamburger Bezirk, feiert sich. Vieles hat sich seitdem topografisch verändert, aber Eines ist geblieben: ein Bezirk, der aufstrebend weiterhin jeden Schritt nach vorne macht. Lebe hoch Altona, Schwester Hamburgs! Die Schweden haben dort inzwischen auch ein Möbelhaus eröffnet.

 

 

Baakenhafen, ein Stück me(h)r HafenCity

Hamburgs ambitioniertestes Stadtentwicklungsprojekt, die HafenCity, schreitet in der östlichen Bauphase weiter voran.
Am größten Hafenbecken der HafenCity entsteht hier das Baakenhafen-Quartier.

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Viewing Point Baakenhafen. Der Blick in die Zukunft. Foto: HamburgErfahren

Hier sollen 1.800 Wohnungen, Gewerbeflächen sowie ein öffentlicher Veranstaltungsort an der Westspitze gebaut werden.
Um sich einen Überblick zu schaffen, wurde an der Baakenhafenbrücke eine Aussichtsplattform errichtet.

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Hier entsteht etwas Gewaltiges. Foto: HamburgErfahren

Als das Hafenbecken 1887 entstanden ist und daraufhin als Kaianlage von verschiedenen Reedereien genutzt wurde, ahnte noch niemand, dass hier 111 Jahre später ein urbanes Wohn- und Arbeitsquartier ins Leben gerufen wird.

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Statt Matschberge bald urbaner Wohnraum. Foto: HamburgErfahren

Mehr Infos unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Baakenhafen

Die Lilienstraße – ein stinkendes Blumenmär?

In der Altstadt parallel zur Spitalerstraße liegt die Lilienstraße.
Manch einer denkt bei dem Namen: waren hier früher die Blumenhändler ansässig oder gab es eine Gärtnerei?
Der Name wird auf eine hanseatische Eigenheit zurückgeführt – das Schönreden. Die Straße hatte seit 1388 mehrere Namen. Erst Gertrudenstraße dann „Rackerstraate“ „Racker“ bedeutet Schinder, Abdecker. Hier wurde also alles andere als Blumen gezüchtet.

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Wo keine Lillie mehr wächst, blüht die Stadt auf

Mehr zum Foto: Ein prachtvolles Gebäude lockt zum Bummel. Links die Lilienstraße, rechts neben dem Gebäude beginnt die Rosenstraße – es war wirklich ein „dufte Viertel“. Das Gebäude – ein spätklassizistisches Bau, entstand um 1844. Ab 1848 beherbergte das Gebäude die Niemitz-Apoteke. Die Apotheke gab 2001 auf, nachdem die Miete um 180 Prozent erhöht wurden. Quelle → Online-Ausgabe des Hamburger Abendblattes vom 11.03.2004. Titel: Apotheken-Sterben in der City

Passage zum Hof

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Schierspassage, Foto: Dirk Rexer

Bis etwa 1840 wurden auch die Hinterhöfe gänzlich bebaut. Diese Aktivität ist insbesondere auf das starke Bevölkerungswachstum Hamburgs im 19. Jahrhundert zurückzuführen, als der Bedarf an Wohnraum in der Stadt enorm anstieg. Als 1860 die Torsperre aufgehoben wurde, war das Interesse innerhalb der Stadtbefestigung zu wohnen groß geworden. Um die knappen Flächen möglichst effektiv auszunutzen, entstanden die für Hamburg typischen Gängeviertel, in denen Fachwerkhäuser dicht errichtet wurden. Die Straßen und Gänge waren sehr schmal und teils stark verwinkelt und es gab nahezu keine Freiflächen. Die Gängeviertel der Neustadt wurden von ärmeren Hamburger Arbeiterfamilien bewohnt. Neben der Wohnnutzung war traditionell auch kleinteiliges Gewerbe in den Gängevierteln ansässig.